Plattform Zu(g)kunft Euregio Bodensee: „Die größte Herausforderung für die Euregio Bodensee im letzten Jahrhundert war sauberes Seewasser. In diesem Jahrhundert werden die Reinhaltung der Luft und des Trinkwassers sowie ein nachhaltiger Tourismus im Mittelpunkt stehen. Die entscheidende Schlüsselrolle dabei kommt der umweltfreundlichen Abwicklung der Verkehrsströme im Personenverkehr zu.“
Die BUND-Ortsgruppe Überlingen/Owingen/Sipplingen hat heute zu diesem Thema einen Brief verschickt:
Sehr geehrte Frau Becker, als oberste Vertreter der Bürger von Überlingen und Sipplingen möchten wir Sie bitten, sich intensiv und öffentlich deutlich und wiederholt wahrnehmbar für die baldige Umsetzung des Projektes „BODENSEE-S-BAHN“ einzusetzen. Die Verkehrsbelastung auf der B31 alt in Sipplingen, die Lenkung der Verkehrsströme in Überlingen, die Lärmbelästigung und die innerörtliche Parkplatzsituation im Sommer sind aktuelle und ungelöste Probleme. Bürgerinitiativen fordern von Ihnen tragfähige Lösungen. Neue Straßen und Parkplätze führen nur zu noch mehr Lärm und Schadstoffen, zu noch mehr Flächenverbrauch und Naturzerstörung. Mit neuen Straßen lassen sich die Verkehrsprobleme rund um den See nicht nachhaltig lösen. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Auch das Öl wird immer knapper und teurer, die fossile Mobilität führt in die Sackgasse. Investitionen in den Straßenbau sind daher unverantwortliche Fehlinvestitionen und verhindern die Realisierung zukunftsfähiger Systeme. Was wir brauchen, ist eine Verkehrspolitik mit klaren Prioritäten, die die gesamte Region im Auge hat: innovativ, umweltfreundlich, sicher und intelligent. Eine solche Politik räumt Bus und Bahn Vorrang ein und sorgt dafür, dass mehr Güter und Personen auf die Schiene kommen. Doch das derzeitige Bahnnetz aus dem vorletzten Jahrhundert ist weder zeitgemäß noch für Einheimische und Touristen benutzerfreundlich. Die „BODENSEE-S-BAHN“ ist ein nachhaltiges Projekt für einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr (www.bodensee-s-bahn.org). In möglichst naher Zukunft sollen die bestehenden Bahnlinien im Bodenseeraum zu einem S-Bahn-Netz mit ganztägigem und getakteten Fahrplan ausgebaut werden. Im Halbstundentakt soll es dann in beide Richtungen rund um den See gehen. Ein gemeinsamer Tarif- und Verkehrsverbund soll die deutschen, österreichischen und schweizerischen Städte und Gemeinden rund um den Bodensee grenzüberschreitend miteinander vernetzen. Wir halten dieses Projekt für ausgesprochen unterstützungswürdig. Es ist die Grundlage für die Lösung der aktuellen und zukünftigen Verkehrsprobleme in unserer Region. Darüber hinaus ist es die richtige Antwort auf den Klimawandel und dessen negative Auswirkungen. Es wird unsere Region zukunftsfähig und unseren Lebensraum lebenswerter machen. Die Pläne sind schon lange und bis ins Detail ausgearbeitet. Was fehlt, ist die Umsetzung. Wir bitten Sie, gemeinsam mit Ihren Amtskollegen den öffentlichen Druck auf die zuständigen Landes- und Bundespolitiker zu erhöhen. Denn nur mit beharrlichem Einsatz der Behörden und Politiker in der Euregio Bodensee ist eine Unterstützung aus Berlin, Bern, Brüssel und Wien zu erhalten. Mit freundlichen Grüßen, |
Herr Neher antwortet am 7.Oktober:
Sehr geehrter Herr Zumbrock,
Ihre Forderung, den Bodenseeraum zu einem S-Bahn-Netz mit ganztägigem und getaktetem Fahrplan auszubauen, ist sehr löblich und kann nur unterstützt werden. Allerdings stoßen wir dabei sehr schnell an die Grenzen des Machbaren. Sicher ist es wichtig Visionen zu entwickeln und daran zu arbeiten, aber die Realität holt uns dabei sehr schnell ein.
Es scheitert, wie zu oft, an der Finanzierung. Die Voraussetzung wäre ein zweites Gleis und die Elektrifizierung. Ebenso sind gerade in unserem Bereich als direkte Seeanrainer die erforderlichen Fahrgastzahlen nicht zu errreichen, da wir nur über ein nördliches Einzugsgebiet verfügen und uns so von den Bereichen um Friedrichshafen wesentlich unterscheiden.
Bisher haben wir ein durchaus respektables Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, so z.B. die Bodenseegürtelbahn mit einem Stundentakt in jede Richtung zwischen Singen und Lindau, ebenso der Interregio-Express, der zweistündlich die Strecke Ulm-Friedrichshafen-Basel bedient. Auch die Regionalbahn fährt stündlich beide Richtungen mit den Verstärkungen in den Spitzenzeiten.
Ich habe Ihr Anliegen bereits beim Amt für Kreisentwicklung vorgebracht und werde die Angelegenheit noch einmal im Ausschuss für Nahverkehr zur Sprache bringen.
Mit freundlichen Grüßen
Anselm Neher
Sehr geehrter Herr Neher,
in Zeiten, in denen viele Politiker auf die Forderungen der Bürger gar nicht mehr antworten, ist Ihre Stellungnahme sehr löblich. Inhaltlich kann ich mich mit Ihrer Antwort jedoch nicht zufrieden geben. Denn Ihre Feststellung, dass die Realität uns sehr schnell einholt, trifft genau ins Schwarze – allerdings nicht so, wie Sie gemeint haben:
Lassen Sie uns dazu einmal gemeinsam über den Tellerrand schauen – und zwar 20 km Luftlinie südlich. Hier lohnt sich ein Vergleich der Nahverkehrsangebote zwischen den nahezu gleich langen Strecken Radolfzell-Friedrichshafen-Lindau (83 km) und Schaffhausen-Kreuzlingen-Romanshorn-Rorschach (80 km):
Diese Fakten zeigen, dass nicht unsere „Visionen“ sehr schnell von der Realität eingeholt werden, sondern dass die armselige Realität in unserem Bereich ganz schnell von unseren Visionen (die 20 km südlich schon lange Realität sind) eingeholt wird.
Im übrigen sind die Grenzen des (finanziell) Machbaren relativ: Wenn unsere Steuern in Milliardenhöhe dafür verwendet werden, die Wettschulden derer zu bezahlen, die sich auf den internationalen Finanzmärkten verspekuliert haben, und die paar Millionen, die übrig bleiben, im Straßenbau verbuddelt werden – ja, dann „stoßen wir allerdings sehr schnell an die Grenzen des Machbaren“. In Wahrheit wird die Grenze des Machbaren also nicht vom Geldbeutel, sondern vom politischen Willen gezogen.
Darum möchten wir (und hier spreche ich sicherlich nicht nur im Namen der BUND-Ortsgruppe Überlingen-Owingen-Sipplingen) Sie bitten, sich als Vertreter der Bürger im Nahverkehrsausschuss des Kreistages nicht mit der armseligen Realität zufrieden zu geben, sondern mit dem Hintergrundwissen der Realität 20 km südlich von uns die Grenzen des Machbaren im Ausschuss neu zu definieren.
Mit freundlichen Grüßen,
A. Zumbrock
Frau Becker antwortet am 30. Oktober:
Sehr geehrter Herr Zumbrock,
für Ihr Schreiben zum Thema „Bodensee-S-Bahn“ bedanke ich mich.
Die Stadt Überlingen hat in den letzten Jahren bereits viele Schritte zur Optimierung des schienengebundenen ÖPNV unternommen. Im Juni 2001 haben wir den Bahnhof Stadtmitte in Betrieb genommen; wenige Monate später folgte die Einweihung des reaktivierten Bahnhofs Nussdorf. Weitere neue Bahnhöfe zwischen Überlingen und Friedrichshafen konnten realisiert werden. Durch diese und flankierende Maßnahmen konnten wir die Fahrgastzahlen auf der Bodenseegürtelbahn in den letzten Jahren um rund 50% steigern.
Ich teile Ihre Auffassung, dass die Bodenseegürtelbahn zu einer Bodensee-S-Bahn weiterentwickelt werden sollte, vollumfänglich. Seit Jahren nutze ich jede Gelegenheit, um auf der Ebene des Bodenseekreises, der Region Bodensee-Oberschwaben, des Regierungspräsidiums und der Landesregierung Entscheidungsträger entsprechend zu sensibilisieren. Letztlich ist die Landesregierung Besteller des Regionalverkehrs. Ich hoffe, dass zukünftig – trotz immer knapper werdender öffentlicher Haushaltsmittel – die Prioritäten weiter in Richtung ÖPNV verschoben werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Becker
Aus NachDenkSeiten:
Interessant an dieser Studie ist auch der Vergleich der Investitionen in Schiene und Straße: Während Österreich 44% mehr und die Schweiz 15% mehr Geld in die Schiene als in die Straße steckt, wird in Deutschland 23% mehr Geld in die Straße als in die Schiene gesteckt.
Dass das hierzulande so ist, dafür sorgt die mächtige Autolobby. Auch die zukünftige schwarz-gelbe Koalition wird dem nichts entgegensetzen und den zunehmenden Verkehr vorwiegend auf die Straße lenken. Der Koalitionsvertrag verspricht bahnpolitisch ein Dokument des Stillstands zu werden. Das ist eigentlich die Verweigerung von Verkehrspolitik. Die klimapolitische Rechnung für diese verfehlte Politik müssen dann unsere Kinder und Enkel zahlen…
(See-Online.info, 15. Juni 2010)
Wann positionieren sich unsere Bürgervertreter endlich öffentlich gegen das Milliardengrab Stuttgart 21? Wieso informieren sie uns nicht über die verheerenden Auswirkungen dieses Prestigeobjekts auf unsere Region? Liegt es womöglich am Parteibuch? Es wäre m. E. dringend geboten, die Bürger aufzuwecken und gegen dieses Vorhaben zu mobilisieren.
Zwei Lesetipps zur Meinungbildung:
Südkurier, 22. September 2010 (Auszug):
Weshalb lassen sich die Bürgermeister und der Landrat einhellig für die „Informationskampagne“ der Stuttgart-21-Projektträger instrumentalisieren? Haben sie sich wirklich umfassend mit diesem Vorhaben und seinen Folgen für unsere Region auseinandergesetzt? Ich bezweifle es.
„Unsere“ Bürgermeister sind Parteisoldaten und lassen sich kritiklos vor den CDU-Karren spannen. Das ist nicht nur gegen die Vernunft sondern auch gegen die Lösung der verschiedenen Verkehrsprobleme hier vor Ort. Die lassen sich nicht mit noch mehr Straßen und noch mehr Parklätzen lösen, sondern nur mit einer intelligenten Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene.
Das Milliardengrab Stuttgart21 löst unsere Verkehrsprobleme nicht, sondern verschärft sie, weil dann in den kommenden Jahrzehnten kein Geld für die wirklich sinnvollen Schienenprojekte im Lande (wie bei uns für die Bodensee-S-Bahn) vorhanden wäre. Wenn „unsere“ Bürgermeister also für Stuttgart21 sind, dann sind sie gegen den Fortschritt in unserer Region und begnügen sich damit, daß die Bahn vor ihrer Haustür auch in Zukunft wie vor 100 Jahren mit Dieselloks im Humpeltakt dahergerumpelt kommt.
NachDenkSeiten.de » Sachfragen » Stuttgart 21 » Beitrag Nr. 10368:
Ein Kommentar von Hanspeter Walter, Südkurier, Überlingen, 27. September 2010:
Thema „Bodensee-S-Bahn“:
wenn das für Sipplingen bedeutet
kann die Antwort nur lauten: Nein.
Denn dann sind wir exakt beim Thema, welcher Nutzen steht welchem Aufwand gegenüber (das sind doch genau die Argumente der Gegner von S21). Wenn dann noch der Radweg im/am See realisiert wird, würde mit dem Gleisausbau ein weiteres Stück See aufgefüllt. Wäre es da nicht sinnvoller, endlich das Reststück B31n fertig zu stellen ?
Denn eins ist doch ganz klar: Auch wenn es eine Veränderung bei der Bahnlinie gäbe (und ich spreche bewusst nicht von „Verbesserung“), fährt deswegen nicht ein einziger LKW oder Lieferwagen weniger durch die Seestraße. Es würde an einer so stark befahrenen Straße kein einziger zusätzlicher Feriengast in Sipplingen aussteigen.
Daher gilt der Satz: Die wichtigen Dinge zuerst und das muss für alle Mandatsträger gelten, die für den B’seekreis aktiv sind: weg mit der B 31 alt, weg mit den LKW (und Lieferwagen) vom See – gebt den Anwohnern in Sipplingen und den Gästen des Ortes die Seestraße zurück. An die Adresse von BUND: der Verkehr ist bereits da, die Autobahnen führen bereits bis Stockach und am anderen Seeende bis Lindau. Und genau dazwischen löst sich der Verkehr nicht in Luft bez. im Wunschdenken der Grünen auf.
Vielleicht bleiben ja aus dem Etat für 2010 ein paar Millionen Euro übrig, wenn es in Stuttgart mit S21 nicht weiter geht. Bevor das Geld anderweitig ausgegeben wird, sollte damit sofort die B31n zwischen Tierheimkreuzung und Umfahrung ÜB begonnen werden.
Für Sipplingen bedeutet die Bodensee-S-Bahn nicht automatisch ein zweites Gleis auf der gesamten Uferstrecke. Lediglich das Ausweichgleis am Bahnhof, welches vor vielen Jahren verschwunden ist, müsste wieder gebaut werden. Die Uferstrecken nach Überlingen und Ludwigshafen könnten weiterhin eingleisig bleiben. Ich kann als positives Beispiel noch einmal die schweizer Uferseite erwähnen: Die Strecke Schaffhausen-Rorschach ist bereits seit 1947 vollständig elektrifiziert und dennoch überwiegend eingleisig. Die Züge fahren einen geregelten Halbstundentakt und begegnen sich in den Bahnhöfen.
Die Befürchtung, dass die Elektrifizierung mit ihren Stromleitungen die Aussicht auf den See verschlechtert, kann ich auch entkräften: Die Zauberformel heißt berührungslose Energieübertragung auf Induktionsbasis. Im Gleisbett sind unterirdisch Kabel verlegt. Jedes Mal, wenn eine Bahn darüber fährt, entsteht ein magnetisches Feld. Eine Spule im Unterboden des Zuges nimmt dieses Feld auf und wandelt es in Strom um. Derzeit fahren schon in Heidelberg, Bordeaux und Lissabon Bahnen ohne Fahrdraht. Diese Züge können bislang allerdings nur kurze Strecken ohne eine Oberleitung überbrücken und müssen spätestens nach einem Kilometer wieder an den Fahrdraht andocken, um neuen Strom zu tanken. Für Sipplingen könnte das also so aussehen, dass nur am Bahnhof Stromleitungen zu sehen sind. Dort halten die Züge und können Strom tanken. Von dort aus könnte die Trasse 1 km lang in beide Richtungen ohne Stromleitungen auskommen.
Und was das Kosten-Nutzen-Verhältnis angeht: die Elektrifizierung der Bodensee-Gürtelbahn kostet nur einen Bruchteil (etwa 1-3 %) von S21. Und die wichtigsten Nutzen sind:
Die Bodensee-S-Bahn würde die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs enorm steigern und viele Einheimische und Touristen dazu bewegen, ihr Auto stehen zu lassen. Für Sipplingen bedeutet das eine Verkehrsentlastung.
Die BUND-Ortsgruppe Markdorf startet eine Unterschriftenaktion zum Thema „Bodensee-S-Bahn statt S21″:
Stuttgart 21 – wozu ?
Der geplante neue Tiefbahnhof S21 in Stuttgart soll über 4 Milliarden Euro kosten. Mit weiteren Kostensteigerungen in Milliardenhöhe ist zu rechnen. Diesen immensen Kosten steht jedoch kein entsprechender Nutzen für den Bahnverkehr gegenüber. Mit S21 werden die Anschlussverbindungen sogar schlechter und der Bahnbetrieb anfälliger für Störungen. Bis heute konnte noch kein ausgereiftes Fahrplankonzept für S21 vorgelegt werden. Wir fordern daher, das Projekt S21 zu stoppen!
Kopfbahnhof in Stuttgart modernisieren!
Die Modernisierung des vorhandenen Kopfbahnhofs „K21“ wäre deutlich billiger. Dank der doppelt so großen Anzahl von Bahnsteigen wäre die Einführung eines „integrierten Taktfahrplans“ mit optimalen Anschlüssen wie in der Schweiz möglich.
Milliarden für die Bahn effektiver investieren!
Die Milliarden für die Bahn müssen den größtmöglichen Nutzen bringen. Statt einzelner überteuerter Prestigeprojekte brauchen wir eine Vielzahl kleinerer Investitionen zur Beseitigung vorhandener Schwachstellen im Gesamtnetz. Laut einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes kann so im ganzen Land eine äußerst effektive Beschleunigung des Güter- und Personenverkehrs auf der Schiene erreicht werden.
Bahnprojekte in unserer Region vorantreiben!
Bürgermeister und Landräte der Region befürworten das Projekt S21. Dem treten wir entschieden entgegen: S21 wird zum Milliardengrab, das Investitionsmittel über viele Jahre binden wird, die z. B. auf der Rheintalschiene oder auch bei uns dringend benötigt werden. Unsere Region benötigt schon seit vielen Jahren:
grenzüberschreitenden Bahnverkehrs im Halbstundentakt rund um den See und ins Umland
Wir appellieren an alle Entscheidungsträger, die Verschwendung von Milliarden für den mangelhaften Tiefbahnhof S21 in Stuttgart zu stoppen.
Die Gelder müssen in sinnvollere Projekte mit hohem Nutzen für den Bahnbetrieb in der Fläche investiert werden – also auch bei uns in der Bodensee-Region!
Wer Unterschriften sammeln möchte, kann die Liste hier herunterladen und ausdrucken oder sich über zumele@freenet.de direkt an mich wenden.
Die Bodensee-S-Bahn bei Facebook: http://www.facebook.com/bodensee.s.bahn
Demo!
Auch die BUND-Ortsgruppe Überlingen-Owingen-Sipplingen plant jetzt eine Aktion u.a. zum Thema Bodensee-S-Bahn. Hier der Aktionsaufruf:
Für Facebook-Nutzer: http://www.facebook.com/event.php?eid=106363389431685
Dazu kommentiert ralsch am 20.12.2010:
Wahlversprechen und Realität
Warum wird eine solche Mitteilung in einer solchen Zeitung 3 Monate vor der Landtagswahl platziert? Richtig – es ist Wahlkampf und was wir von solchen Wahlversprechen halten können, wissen wir leider zu genüge.
Was ist konkret auf der Bodensee-Gürtelbahn geplant? Die Landkreise FN+RV sind gerade dabei, den 5-Jahresplan zum ÖPNV zu entwickeln, zu dem jeder bis zum 31.01.2011 (Termin wurde verlängert) seine Meinung kundtun darf. Wer sich selbst ein Bild vom Nahverkehrsplan machen möchte, hier ist der Link: http://www.bodenseekreis.de/verkehr-wirtschaft/bus-bahn/nahverkehrsplan.html
Und diese Planungen sind für den westlichen Bodenseeraum, also auch für uns in Sipplingen und Überlingen, nicht rosig. Hier ist ein bezeichnendes Zitat aus dem Nahverkehrsplan:
Also auch dem Bodenseekreis dämmert inzwischen:
Aber hier gibt es keine konkreten Planungen, sondern (wenn überhaupt) nur Lippenbekenntnisse …
Unser Forum ist nun auch auf der Homepage der „Initiative Bodensee-S-Bahn“ verlinkt:
Aus der Rede von Bürgermeister Anselm Neher anlässlich des Neujahrsempfangs am 7. Januar 2011, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Gemeinde Sipplingen (2011, Nr. 1/2):
„Auf der schwäbsche Eisebahne“ – die Version der BUND Ortsgruppe Markdorf
Die Schlichtung hat es bestätigt. Das Prestigeprojekt Stuttgart 21 verschlingt Milliardenbeträge. Geld, das in Baden-Württemberg vielerorts fehlen würde: Beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs als klimafreundliche Alternative zum Auto und der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene.
Die Landesregierung will weiter an Stuttgart 21 festhalten – und mit „Nachbesserungen“ das verkehrspolitisch völlig sinnlose Investitionsprojekt sogar noch teurer machen. Die Landtagswahl Ende März wird damit auch zur Abstimmung über Stuttgart 21. Eine neu gewählte Landesregierung muss einen Baustopp und eine Befragung der Bürgerinnen und Bürger über das umstrittene Projekt durchsetzen – damit Stuttgart 21 den Nahverkehr nicht ausbremst.
Am 5. Februar wollen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Kampagnen-Netzwerk Campact mit einem landesweiten Aktionstag in Baden-Württemberg die Auswirkungen von Stuttgart 21 auf den Nahverkehr verdeutlichen. Ein „Nahverkehrszug“ aus Pappe nimmt – von Bürger/innen getragen – an Fahrt auf. Doch er wird durch ein großes Stuttgart 21-Alarmsignal ausgebremst.
Das Plakat zum Aktionstag am 5. Februar 2011:
Südkurier, 2. Februar 2011:
In Markdorf wird die S-Bahn gefordert
Landratsamt Bodenseekreis
Amt für Kreisentwicklung
Albrechtstr. 77
88045 Friedrichshafen
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir freuen uns über die Möglichkeit, als Bürger unsere Anregungen und Kritik in die Planung des öffentlichen Nahverkehrs in der Region einbringen zu können. Daher übersenden wir Ihnen unsere folgende Stellungnahme:
Stellungnahme
zum Anhörungsentwurf des Nahverkehrsplanes Bodenseekreis
von der BUND Ortsgruppe Überlingen-Owingen-Sipplingen
Schon im 1995 beschlossenen Generalverkehrsplan sind die übergeordneten Zielvorstellungen des Landes Baden-Württemberg zur Verkehrsentwicklung formuliert. Wesentliche Ansätze sind
Seitdem sind einige punktuelle Verbesserungen erfolgt. Doch seit 2004 hat das Land wegen der Kürzungen der Regionalisierungsmittel des Bundes teilweise auch wieder erhebliche Einschränkungen vorgenommen. Im Bodenseekreis entfielen die ersten Frühzüge am Wochenende und ein tägliches IRE-Paar am späteren Abend auf der Bodenseegürtelbahn sowie der Spätzug auf der Südbahn an Wochentagen (insgesamt entfielen 65.136 Zugkilometer!).
Die anderen großen Industrieländer Europas investieren hohe Summen in ihre Eisenbahnnetze. Nach einer Untersuchung von Allianz pro Schiene und SCI Verkehr geht Deutschland einen nationalen Sonderweg und droht, den internationalen Anschluss zu verpassen. Die Schweiz investierte 284 Euro pro Bürger, Österreich folgt mit 205 Euro pro Kopf. Aber auch andere Europäer ertüchtigen zur Zeit mit Hochdruck ihr Schienennetz: Großbritannien steckt 136 Euro pro Kopf in sein Netz, die Niederlande (105 Euro), Schweden (104 Euro), Spanien (84 Euro) und Frankreich (80 Euro) setzen ebenfalls klare Signale für die Zukunft ihrer Eisenbahnen. Deutschland rangiert mit Investitionen von 47 Euro pro Kopf weit abgeschlagen noch hinter Italien (60 Euro pro Bürger). Interessant an dieser Studie ist auch der Vergleich der Investitionen in Schiene und Straße: Während Österreich 44% mehr und die Schweiz 15% mehr Geld in die Schiene als in die Straße steckt, wird in Deutschland 23% mehr Geld in die Straße als in die Schiene gesteckt.
Deutschland hat hier also einen riesigen Nachholbedarf und der Bodenseeraum als verkehrspolitische Randregion erst recht. Wenn die oben genannten Ziele keine Lippenbekenntnisse bleiben sollen, muss in den nächsten Jahren richtig Geld in die Hand genommen werden. Im Nahverkehrsplan fehlen jedoch zu den finanziellen Investitionssummen ebenso wie zum zeitlichen Rahmen konkrete Angaben. Dies sollte zur Erhöhung der Verbindlichkeit unbedingt noch eingearbeitet werden.
Zunächst sollten die von Ihnen im Nahverkehrsplan richtigerweise erkannten und benannten Schwachstellen im Verkehrsraum Bodensee-West behoben werden:
besser Rechnung tragen.
Rendezvous-Zeiten des Stadtbus Überlingen am Busbahnhof. Insbesondere aufgrund der Verspätungsanfälligkeit der Linie bei hohem Verkehrsaufkommen auf den Straßen ist die Umsteigezeit zu knapp bemessen, was regelmäßig zu Anschlussverlusten führt. Eine zusätzliche Linie 6 würde die an der Kapazitätsgrenze laufende Linie 5 entlasten und zusätzliche Verbindungen ins Gewerbegebiet und zum Einkaufszentrum „La Piazza“ schaffen.
zentrums bei Kluftern erforderlich (beidseitige Busbuchten an der L207).
(Hochrheinstrecke/Bodenseegürtelbahn/Württembergische Allgäubahn) sollte wieder als transeuropäische Verbindung bewertet werden. Sie stellt nicht nur die Verbindung zwischen den zwei Metropolregionen Basel und München her, sondern ermöglicht in den Knoten Singen, Friedrichshafen und Lindau wichtige internationale Verbindungen zur Schweiz und Österreich.
Weitere Schwachpunkte sind unseres Erachtens:
Dies ist vor allem im Hinblick auf die steigenden Bevölkerungszahlen, die steigenden Touristenzahlen und den Fahrgastzuwachs in der Region dringend erforderlich. Im Jahr 2008 wurden bezogen auf das Ausgangsjahr 2003 im Verkehrsverbund Bodo 4,8 Mio. Fahrgäste mehr verzeichnet, was einer Zunahme von 17% entspricht. Die ÖPNV-Nutzung bezogen auf die Bevölkerung in beiden Landkreisen hat sich vom Ausgangswert des Jahres 2003 mit 59 Fahrten auf 68 Fahrten im Jahr 2008 erhöht. Dies entspricht einer Zunahme von 15%. Die Bevölkerung stieg von 477.000 im Jahr 2003 auf 486.000 im Jahr 2008, was einer Zunahme von 1,9% entspricht. Diese in der Vergangenheit erzielten Fahrgastgewinne durch Angebotsverbesserungen im ÖPNV zeigen auf, dass durch weitere Attraktivitätssteigerung Fahrgastpotentiale erschlossen und Verkehrsanteile vom MIV zum ÖPNV verlagert werden können. Diese erzielten Erfolge sollten daher Ansporn für weitere verstärkte Anstrengungen in der Zukunft sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Zumbrock
BUND Ortsgruppe Überlingen-Owingen-Sipplingen
Ausgabe 2011, Nr. 6 (Auszüge):
Die Vereinigten Verkehrsinitiativen der Bodenseeregion laden ein zum Vortrag von MdB Winfried Hermann über Stuttgart 21 und die Auswirkungen auf die Region. Winfried Hermann ist Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung des Deutschen Bundestages und Abgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen. In seinem Vortrag wird er u.a. auf die Chancen zur Elektrifizierung der Südbahn sowie zur Realisierung einer Bodensee-S-Bahn eingehen.
Donnerstag, 10. März, 19.30 Uhr
Bürgersaal Immenstaad
Die Vorträge von Winfried Hermann und Stefan Stern haben für mich 3 neue Erkenntnisse gebracht:
Koalitionsvertrag zwischen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD Baden-Württemberg 2011-2016, S. 25-27:
Herr Thieke erinnert leider nicht an den ursprünglichen Sipplinger Bahnhof mit seinen zwei Gleisen. Durch den Rückbau in den 80er-Jahren schuf die Deutsche Bahn den wohl folgenschwersten Engpass der gesamten Bodenseegürtelbahn. Die Hauptnutznießer sind übrigens die Autofahrer, denen nun ein großer Teil der damals freigewordenen Flächen als Parkraum zur Verfügung steht. Der Mangel an Kreuzungsgleisen begründet sich also offensichtlich nicht nur in der schwierigen Topografie, sondern auch in der politischen Prioritätensetzung.
Ausgabe 2011, Nr. 19 (Auszüge):
Ausgabe 2011, Nr. 28:
Oberleitungen sind nun mal notwendig, um einen elektrischen Bahnbetrieb zu ermöglichen. Wenn dieser nicht gewünscht ist, dann soll man dies ehrlich sagen.
Die in dem Artikel aufgeführten technischen Informationen sind übrigens völliger Unsinn:
Weiter gibt es im Umland von Karlsruhe auf der Murgtalbahn und der Enztalbahn mehrere Tunnel, die nachträglich mit Oberleitungen ausgestattet wurden – und man musste dank cleverer Ideen die Tunnels nicht großartig umbauen. Flachere Schwellen und eine Deckenstromschiene, die mit üblichen Oberleitungen kompatibel ist, haben ausgereicht.
Daher sollten wir diese Ausschweifungen der CDU einfach ignorieren.
Die gute alte Stromschiene…
feiert fröhliche Urständ am See!
Tatsache ist, dass es neben einigen S-Bahnen (Hamburg, Berlin) und U-Bahnen, die sich allesamt durch weitgehend unzugängliche Schienentrassen auszeichnen, noch ganze 2 (!) Überlandbahnen in Europa gibt, beides Schmalspurbahnen, die dieses „innovative“ altbekannte System der Stromversorgung nutzen – d.h. eigentlich sind es nur noch 1 1/2 Bahnen, denn die eine, der vom schweizerischen Martigny ins französische Chamonix-St.Gervais führende Mont-Blanc-Express wird auf dem Schweizer Abschnitt aus Sicherheitsgründen (!, trotz „Niederspannung“) auf Oberleitungsbetrieb umgebaut, lediglich in einigen Tunnelabschnitten liegt noch die Stromschiene.
Und die zweite Bahn ist der touristisch orientierte „petit train jaune“ in den französischen Pyrenäen bei Pergignan, auf dem nur 3-5 Zugpaare pro Tag verkehren, die für die 65 km lange Strecke ca. 3 Stunden benötigen.
Aber vielleicht genehmigt sich die CDU Sipplingen ja mal einen Ausflug in den Raum Karlsruhe, z.B. nach Bad Wildbad oder ins Murgtal, um in der Praxis anzusehen, wie wenig störend so eine konventionelle Oberleitung sein kann.
Mit der S-Bahn zur Landesgartenschau 2020 in Überlingen
Wie kommen wir zu einer attraktiveren Bodenseegürtelbahn?
Freitag, 9. November 2012 im Foyer des Kursaals Überlingen
Einladung zur öffentlichen Veranstaltung mit Bahnexperten
19:30 Uhr Grusswort, Vorstellung der Überlinger Landesgartenschau 2020 (Sabine Becker, Oberbürgermeisterin Überlingen)
19:45 Uhr Vorstellung der Referenten und Diskussionsleitung (Ulrich Bauer und Wolfgang Schreier, Initiative Bodensee-S-Bahn), Fragen und kurze Diskussion nach jedem Referat
20:00 Uhr Erfolge mit dem regionalen Bahnverkehr in Baden-Württemberg:
Stand der Angebots- und Ausbauplanung auf der Bodenseegürtelbahn, der Hochrhein- und der Südbahn (Bernd Klingel, Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg)
20:50 Uhr S-Bahn Schaffhausen – attraktives Angebot für eine kleine Agglomeration (Patrick Altenburger, Leiter der Koordinationsstelle für den öffentlichen Verkehr des Kantons Schaffhausen)
21:15 Uhr Freizeitverkehr – die Butter auf dem Brot des Bahnverkehrs am Bodensee, Tageskarte Euregio Bodensee – der erste Baustein für einen Tarifverbund (Werner Fritschi, Stv. Geschäftsführer und Leiter Markt der Thurbo AG)
21:40 Uhr Resolution an die für die Bodenseegürtelbahn zuständigen, deutschen Behörden – Diskussion und Verabschiedung
Eintritt frei, Schluss der Veranstaltung ca. 22:00 Uhr
Weitere Informationen: http://www.bodensee-s-bahn.org
Der letzte Satz ist blanker Hohn angesichts 66 Jahren Rückstand auf die elektrifizierte Bahnstrecke auf der Schweizer Seite des Bodensees. Die Schlafmützigkeit der hiesigen Kommunalpolitiker und Verkehrsplaner wird nur noch von der Frechheit überboten, diesen ewigen Stillstand anderen in die Schuhe schieben zu wollen…
Viele Seiten mit vielen Worthülsen – und kein Fortschritt.
10 Jahre hat es gebraucht, bis bemannt zum Mond geflogen und dort gelandet wurde. Hierzulande braucht jede Generation von Kommunalpolitikern ihr Futter und ihre Existenzberechtigung. Dient auch dem Sich-Wichtig-Fühlen. Daraus ist die Zähigkeit des Planungsverfahrens zu erklären. In zweiter Linie fällt auch noch genügend für Rechtanwälte ab. Niemandem scheint aufzufallen, welch immense Blindleistung da über die Bühne geht. „Unterm Adolf wäre das alles schnell gelöst worden“ (z.B. Wegschneiden am Erdgeschoß der im Wege stehenden Häuser), hörte ich mal am Nebentisch im Gasthaus.
Die Regional/Kommunal-Politiker machen sich schuldig am Zerfall der Unterstützung für demokratisches Ein- und Mitwirken.
Zu den Fakten: Die Abschaffung des Ausweichgleises am Sipplinger Bahnhof war ein Schildbürgerstreich ersten Ranges. Korrektur im Rahmen der Elektrifizierung, dabei Gleis gleich 2 Meter seewärts, um das Nadelöhr für den Straßen- und Radfahrer-Verkehr zu beseitigen!
Weitere Informationen über die SMA-Studie zur Zukunft der Bodenseegürtelbahn
Überlegungen mit unmittelbaren Auswirkungen auf Sipplingen:
Die fahrplantechnische Prüfung ergab, dass sich mit dem Kreuzungsraster Markdorf / Uhldingen-Mühlhofen / Sipplingen (neuer zweigleisiger Bahnhof) ein systematisches Fahrplankonzept mit halbstündlicher Bedienung aller Halte für die Bodenseegürtelbahn finden lässt […]
Die Entwicklung der beiden „Visions-Varianten“ zeigen, dass die beiden Infrastrukturelemente Kreuzungsbahnhof Sipplingen und Wendegleis Markdorf bei beiden Konzepten notwendig sind.“
(SMA-Bericht: Bodenseegürtelbahn – Angebotskonzeption, Visionen Zielkonzept 3+ und 30’-Takt-Regioverkehr, Seite 21 f.)
Warten auf Godot…
Medienmitteilung der Initiative Bodensee-S-Bahn vom 14. November 2013: