Schon seit Jahren kämpfen Herr Randecker mit seinem Lehrerkollegium, Eltern, Schüler und viele andere Mitbürger um den Erhalt unserer Hauptschule. Auch unsere Gemeindeverwaltung steht als Schulträger zu unserer Schule, was sie mit ihrer hohen Investitionsbereitschaft immer wieder eindrucksvoll bewiesen hat.
In verschiedenen Gesprächsrunden oder Podiumsdiskussionen mit teilweise recht einflussreichen Politikern und Entscheidungsträgern wurde deutlich, dass die derzeitige rechtliche Situation mit den festgelegten Schulbezirken sehr kontraproduktiv ist und die Gemeinde in diese Richtung aktiv werden müsste. Nun wäre es meiner Meinung nach endlich an der Zeit, dass unser Gemeinderat dem Beispiel der Uhldinger folgt und mit einen Antrag an die Landesregierung auf Änderung des Schulgesetzes ein klares Signal setzt.
Dem Grund- und Hauptschulrektor Rudolf Bosch wurde vor seiner Einbestellung im Regierungspräsidium Tübingen durch einen Beschluss des Ravensburger Stadtrats um Oberbürgermeister Hermann Vogler (CDU) der Rücken gestärkt. Auch Herr Randecker unterstützt die Initiative Länger gemeinsam lernen. Wann stellt sich auch unser Gemeinderat deutlich hinter unseren engagierten Schulleiter?
Sollte der Druck möglichst vieler Kommunen zum gewünschten Erfolg führen, so könnte sich die Situation unserer Schule zumindest kurzfristig etwas entspannen – auch wenn die aktuellen Meldungen diese Hoffnung stark dämpfen.
(Antoine de Saint-Exupéry)
Langfristig gesehen werden die Hauptschulen in ihrer jetzigen Form aus vielerlei Gründen mit weiter sinkenden Schülerzahlen rechnen müssen. Der Schulstandort Sipplingen wird aufgrund unserer geringen Einwohnerzahl und unserer Bevölkerungsstruktur immer gefährdet bleiben. Deshalb halte ich es für dringend notwendig, dass sich alle Beteiligten schon frühzeitig positionieren und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen einleiten.
- Wir intensivieren unsere materielle und personelle Unterstützung für unsere Schule. Damit könnte sie ihre bereits vorzüglich angegangene Profilbildung ausbauen und sich noch deutlicher von den umliegenden Hauptschulen absetzen (Stichworte: Kernzeitbetreuung, Ganztagesschule mit vielen externen Angeboten).
Hier schließen bereits heute viele Kommunen die Lücken, die das Land durch den Abzug seiner Ressourcen hinterlässt. Dieser Ansatz verstärkt bedauerlicherweise den Konkurrenzdruck und erschwert somit die eigentlich sinnvollere Zusammenarbeit zwischen den Nachbargemeinden . - Wir forcieren die Kooperation zwischen unserer Hauptschule und den Realschulen bzw. Gymnasien. Vielleicht könnte man sich sogar um ausgegliederte Klassenzüge dieser Schularten bemühen, zumal die Überlinger Schulen nicht gerade üppig mit Räumen ausgestattet sind. Diese Variante steht und fällt mit der Kooperationsbereitschaft aller möglichen Beteiligten, wobei sich die Überlinger bisher immer sehr zurückhaltend gezeigt haben.
- Wir streben die Wandlung in eine integrative Gesamtschule an, die von möglichst allen Sipplinger Kindern und interessierten auswärtigen Schülern besucht werden könnte (siehe Initiative länger gemeinsam lernen). Unser Standort wäre geradezu prädestiniert für einen solchen Schulversuch.Bisher wurde diese Schulform von unserer derzeitigen Landesregierung, die am dreigliedrigen Schulsystem festhält, in keiner Weise unterstützt. Sollte sich deren Haltung trotz des inzwischen enormen öffentlichen Drucks nicht ändern, so müssten wir die Schule in eine freie Trägerschaft geben. Dieses Modell benötigt sehr viel Vorlaufzeit und jede Menge finanzieller Starthilfen – vor allem dann, wenn man weitestgehend auf die Erhebung von Schulgeld verzichten möchte. Dazu wären zum Beispiel die Gründung einer Stiftung oder der Anschluss an eine bereits etablierte Privatschule denkbar.
- Wir geben den Schulstandort Sipplingen für die Sekundarstufe 1 (Klassen 5-10) auf und bemühen uns um eine profitable Nutzung der vorhandenen Räumlichkeiten. Dieser Ansatz schont die Kräfte und Mittel aller Beteiligten, ist jedoch weder familienfreundlich noch förderlich für unser Gemeindeleben.
Haben Sie noch andere Vorschläge, die in einer für später geplanten Umfrage zur Auswahl stehen sollten?
Dein dritter Ansatz mit der Gründung einer Privatschule ist für mich der interessanteste. Dies würde voll im Trend liegen, da statistisch gesehen derzeit jede Woche eine neue Privatschule in Deutschland gegründet wird. 7% der deutschen Schüler sind inzwischen Privatschüler, in anderen europäischen Ländern liegt ihr Anteil bei 20%.
Also ist dieser Ansatz durchaus realistisch und hat auch eine langfristige Perspektive. Denn die Verelendung des öffentlichen Schulsystems geht unvermindert weiter: deutlich kleinere Klassen, richtiger Ganztagsunterricht und eine individuellere Betreuung der Schüler sind hier auf lange Sicht nicht zu erwarten. Makaber: Gerade dies wird an unserer Sipplinger Schule mit viel Engagement geboten und trotzdem wird sie aufgrund des arroganten Profitdenkens der Landesregierung (Bildung hat für sie keinen Wert, sondern nur einen Preis!) schliessen müssen.
Schwierig dürfte vor allem die Finanzierung einer Privatschule sein, weil sie in den ersten 3 Jahren kein Geld vom Staat bekommt. Auch monatliche Schulgelder von 150 bis 800 Euro, wie sie an vielen Privatschulen üblich sind, sollten vermieden werden. Hier bräuchte man einen finanzkräftigen Investor. Den Anschluss an eine etablierte Privatschule halte ich für problematisch, weil dann die entsprechenden pädagogischen Konzepte übernommen werden müssten. Der besondere Reiz in der Gründung einer Privatschule liegt aber gerade darin, ein eigenes Konzept zu entwerfen.
In Mulfingen (Hohenlohekreis) droht ebenfalls die Schließung der Hauptschule. Die Gemeinde sucht nun nach eigenen Wegen und bringt damit die Landesregierung in Zugzwang:
Meersburg: „Realschulzug soll Hauptschule stärken […] Der Wunsch, an einem Pilotversuch zur Einrichtung eines Realschulzuges teilzunehmen, wird vom Gemeinderat voll unterstützt.“
Übertragen auf unsere Schule in Sipplingen erwarten Zeller und Co. von unserer Gemeinde, daß sie alle beteiligten Gruppen an einen Tisch bringt. Der Wille der Gemeinde zum Erhalt der Schule ist immer wieder formuliert worden und viel Geld ist in der Schule verbaut worden – nun muß sie also nur noch die Initiative ergreifen und vorschlagen, WER sich WANN und WO an einen runden Tisch setzt. Hier bin ich skeptisch, aber nicht ohne Hoffnung.
Was die Lehrerschaft angeht, sehe ich keine Probleme: Herr Ranndecker und sein Kollegium zeigen im Schulalltag immer wieder aufs Neue, wie ernsthaft sie um den Erhalt des Schulstandorts kämpfen. Sie sind offen und kreativ und sicher sofort bereit, ein passendes Konzept zu entwickeln. Auch ich als „freier Lehrer“ wäre jederzeit bereit, daran mitzuarbeiten.
Wirtschaft und Hochschule sind eigentlich immer an innovativen Konzepten interessiert. Schwieriger dürfte eine beteiligte Gruppe sein, die Zeller und Co. nicht erwähnen: die Schulbürokraten vom Schulamt bis zum Kultusministerium. Hier wäre für uns schon viel gewonnen, wenn von dieser Seite aus keine Steine in den Weg geworfen werden.
Bei den Eltern sehe ich aber die größten Probleme: Die meisten Eltern der Schüler mit Empfehlung für Realschule oder Gymnasium sind derzeit nicht bereit, ihre Kinder nach der 4. Klasse mit „schwächeren“ Schülern in der Hauptschule zu lassen. Hier ist noch viel Überzeugungsarbeit gefordert, um einem jegweglichem Konzept überhaupt eine Chance zu geben.
Das derzeitige Konzept der Sipplinger Schule verstärkt auf freies Lernen zu setzen stößt bei vielen Eltern auf Ablehnung. Auch ich bin davon nicht überzeugt, vor allem bei Schülern unterhalb der 6.-7. Klasse. Auch der gemeinsame Unterricht von Klassen unterschiedlicher Jahrgangsstufen mag zwar innovativ sein ist aber für viele Eltern eher ein Grund für Ihre Kinder eine andere Schule mit herkömmlichen Unterrichtsformen zu suchen. Sicher ist die Idee toll, daß ältere Schüler jüngeren helfen, jedoch wird bei später bei Bewerbungen für Lehrstellen und Studienplätze mehr auf Noten Wert gelegt als auf geleistete Hilfe für Mitschüler. Bei vielen Gespächen mit anderen Eltern erscheint es mir, als wäre der Schulstandort Sipplingen mit den derzeitigen und geplanten Unterrichtsformen nicht haltbar, da es im Einzugsgebiet zu wenig Eltern gibt die diese Formen als optimal für ihre Kinder halten.
Solange nach der vierten Klasse selektiert wird, fühlen sich Eltern, Lehrer und vor allem die Kinder schon viel zu früh einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die meisten Eltern vehement gegen Experimente und Sonderwege sträuben.
Meines Erachtens bedarf es zunächst grundlegender Strukturreformen. Nur unter ähnlichen Rahmenbedingungen dürfen wir uns an den nachweislich erfolgreichen Methoden z. B. skandinavischer Schulen orientieren.
Herr Randegger und viele seiner Kollegen unterstützen die Initiative Länger Gemeinsam Lernen. Deren Ziele können jedoch erst dann erreicht werden, wenn der gesellschaftliche und damit politische Druck endlich groß genug wird. Dafür sollten unsere Lehrer und der Schulträger offensiver werben. Den derzeitigen Weg halte ich hingegen für kontraproduktiv, da er die Beteiligten verunsichert und Widerstände aufbaut.
Länger Gemeinsam Lernen Baden-Württemberg e.V.:
Anm. d. Redaktion: Der Brief wurde am 25. Oktober 2009 an unseren Bürgermeister weitergeleitet.
Bis heute erhielt ich noch keine Rückmeldung auf diese E-Mail.
Mitteilungsblatt der Gemeinde, Ausgabe 2009, Nr. 47:
Sehr geehrter Herr Neher, sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats,
vielen Dank
Unserer Schule hat sich dieses weitere „Jahr der Chancen“ redlich verdient.
Ist es richtig und sinnvoll eine Hauptschule mit 56 Schülern zu betreiben? Wie würde in der freien Wirtschaft entschieden? Auch wenn das offen niemand ausspricht – besteht hier nicht eventuell die Gefahr, dass Schüler eventuell keine Empfehlung für weiterführende Schulen bekommen um den Bestand in Sipplingen nicht noch weiter zu verringern? Wäre Hr. Randeckers Plädoyer gegen eine Kooperation ebenso ausgefallen wenn der Sitz der neuen WRS in Sipplingen wäre?
Hallo Dirk,
danke für Deine kritischen Fragen.
In kleinen Klassen und Schulen fühlt sich der einzelne Schüler intensiv wahrgenommen – und dies ist eine unerlässliche Grundlage für Motivation. Auch in der Berufswelt zeigt sich, dass ab einer gewissen Betriebsgröße die Identifikation der Belegschaft mit ihrem Betrieb und damit deren Leistungsbereitschaft nachlässt.
Nun gibt es natürlich auch Mindestgrößen, um am Markt bestehen zu können. Bisher gab es wegen der Schulbezirke im Hauptschulbereich (offiziell) keinen freien Markt. Jetzt erst kann endlich überprüft werden, ob das spezielle Angebot unserer Schule in ausreichender Zahl nachgefragt wird.
Ab sofort entscheidet nicht mehr das Schulamt sondern der Schulträger (die Gemeinde Sipplingen) über die Schließung eines Schulstandorts. Bisher waren für die Existenzberechtigung unserer Haupschule bestimmte Schülerzahlen erforderlich – und dennoch erhielten die Grundschüler meines Erachtens eher optimistische Empfehlungen. Die Übergangsquoten der vergangenen Jahre auf weiterführende Schulen sprechen für sich.
Nun können sich die Sipplinger selbst bewusst für oder gegen das hiesige Konzept entscheiden. Eine Haupschulempfehlung unserer Grundschullehrer kann deshalb erst recht nicht mehr als Bestandsicherungsmaßnahme angesehen werden.
Nein.
Mitteilungsblatt der Gemeinde, Ausgabe 2009, Nr. 50:
Der Zug des Zeitgeistes ist also erstmal ohne unsere Schule abgefahren. Man darf auf die weitere Zugfahrt der WRS gespannt sein, vor allem weil die Fahrtrichtung hauptsächlich durch wirtschaftspolitische Hintergedanken geprägt ist und nicht durch pädagogischen Sinn.
Gut dass unsere Schule noch eine Chance bekommt und alle Achtung vor unserem Gemeinderat, der den Mut hat, sich dem öffentlichen Druck zu widersetzen!
Durch den Wegfall der Schulbezirke hat unsere Schule eine realistische Chance. Nun müssen aber Schule und Schulträger aktiv werden und den Eltern in Sipplingen und den umliegenden Gemeinden in einem Umkreis von Ludwigshafen über Bonndorf und Owingen bis nach Überlingen bewusst machen, was für die Sipplinger Schule spricht. Was macht den Unterschied aus? Hier können durchaus auch mal objektive Zahlen auf den Tisch kommen, die vielleicht belegen, wie überfüllt beispielsweise die Realschule Überlingen ist und wieviel Unterricht dort ausfällt. Aber vor allem sollten die eigenen Stärken herausgestellt werden, wie Ausstattung, Konzept, AGs, Integration, Verlässlichkeit und familiäre Atmosphäre.
Vielleicht sollte dafür auch professionelle Hilfe aus dem Marketingbereich in Anspruch genommen werden. Auch die Vernetzung mit anderen „Schulrebellen“ ist hilfreich. Plakate an öffentlichen Plätzen, Prospekte für alle Haushalte, Beilagen in Gemeindeblättern, Veröffentlichungen im Südkurier sind konkrete Beispiele für nun notwendige Aktionen. Die Außendarstellung sollte auf jeden Fall mit viel Nachdruck und Beständigkeit geführt werden, lieber zu aggressiv und aufdringlich als zu leise. Wenn Schule und Schulträger als Vorreiter einer Gegenbewegung ernst genommen werden wollen, ist jedes Zögern, Zaudern und Zweifeln fehl am Platz.
Heute berichtet der Südkurier recht ausführlich und positiv über das „selbstorganisierte Lernen“ an unserer Hauptschule:
Aus der Rede von Bürgermeister Anselm Neher anlässlich des Neujahrsempfangs am 8. Januar 2010, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Gemeinde Sipplingen (2010, Nr. 2):
Dazu der Kommentar von Stefan Hilser:
per Pressemitteilung:
Aus der Rede von Bürgermeister Anselm Neher anlässlich des Neujahrsempfangs am 7. Januar 2011, abgedruckt im Mitteilungsblatt der Gemeinde Sipplingen (2011, Nr. 1/2):
Aus unserer Nachbarschaft: Fast 350 interessierte Bürger kamen am vergangenen Sonntag zum Neujahrsempfang der Gemeinde Owingen. Mit der Wahl seines Festredners Otto Herz setzte Bürgermeister Henrik Wengert ein politisches Signal.
Aus dem Kurzbericht zur Gemeinderatssitzung vom 23. Oktober 2013, veröffentlicht auf der Homepage der Gemeinde Sipplingen: