Die grün-rote Landesregierung will den geplanten Ausbau der Windenergie auch in den touristischen Top-Regionen des Landes vorantreiben. Was bedeutet das für Sipplingen und die westliche Bodenseeregion?
12 Gedanken zu „Windkraftanlagen am Bodensee“
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Bodensee-Wasser ohne Atomstrom
Dies ist ein offener Brief von Tim Günther und Unterstützern an die BWV. Wer diese Aktion unterstützen möchte, kann sich direkt an Tim Günther wenden (Kontakt siehe unten).
Wenn der Wind des Wandels weht…
… bauen die einen Windmühlen und die anderen Mauern.
Über keine Form der Energiegewinnung wird aktuell in Baden-Württemberg derart kontrovers diskutiert wie über die Windenergie, obwohl das Land in der Windenergienutzung Schlusslicht unter den Flächenstaaten ist. Dabei ist unbestritten, dass die Windenergie der fossilen und atomaren Energie gegenüber ökologisch eindeutig und unerreichbar überlegen ist. Strom aus Windenergie hat die geringsten Erzeugungskosten und die kürzeste energetische Amortisation. Windenergie ist dezentral erzeugte Energie. Werden die Anlagen durch regionale Akteure betrieben, bleibt die Wertschöpfung in der Region und im Land und trägt so zur Erfüllung wirtschaftlicher wie sozialer Ziele bei. Langfristiges Ziel ist es, den Energiebedarf bis spätestens im Jahr 2050 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Neben der direkten Nutzung der Solarenergie kommt der Stromproduktion aus Windenergie eine besonders große Bedeutung zu.
Doch geht es darum, Windräder vor der eigenen Haustür aufzustellen, herrscht ein diffuses Ablehnungsverhalten vor. Landschaftsschutz, Lärmschutz und Vogelschutz müssen dann oft als Argumente von Windkraft-Gegnern herhalten, die mit Naturschutz sonst nichts zu tun haben wollen. Diese Doppelmoral ist verlogen. Aber auch ein Teil der Natur- und Umweltschützer hat in diesen Bereichen ernst zu nehmende Bedenken. Doch die Energiewende ist nicht zum ökologischen Nulltarif zu haben. Und wir müssen jetzt damit beginnen und nicht erst in 10, 20 oder 30 Jahren. Allein schon aus der Verantwortung den kommenden Generationen gegenüber, denen wir bereits jetzt mit dem strahlenden Atommüll und dem Klimawandel kaum lösbare Probleme hinterlassen haben. Die schnellstmögliche Abkehr von den atomar und fossil erzeugten Energien hin zu einem Energie-Mix aus Windrädern, Wasserkraft, Solaranlagen und Erdwärme ist existentiell.
Natürlich besteht kein Zweifel: Windkraftanlagen verändern das Landschaftsbild. Es liegt in der Natur der Sache, dass windgünstige Standorte meist an besonders exponierten Stellen liegen. Ökonomisch und ökologisch macht es Sinn, genau dort Windräder zu errichten. Kann aber das Argument des Landschaftsschutzes im Angesicht anderer landschaftsprägender Elemente wie Straßen, Schienen, Brücken, Hochspannungsmasten, Überlandleitungen, Großkraftwerke, Sendemasten, Leuchttürme, Skipisten, Burgen, Steinbrüche, Tagebauten und Talsperren ernsthaft ins Feld geführt werden?
Auch mehr Vogel- und Fledermausschlag sind unvermeidbar. Doch Kollisionen mit Windrädern sind insgesamt so selten, dass sie sich nicht auf den örtlichen Bestand einzelner Vogelarten auswirken. Die zu erwartenden 10 Tausend toten Vögel durch Windschlag sind viel, aber im Vergleich zu den 10 Millionen Vögeln, die jährlich im Straßenverkehr und an Hochspannungsmasten in Deutschland sterben, ist die Zahl doch eher gering. Und was ist diese Zahl erst im Vergleich zu dem Artensterben, was immer weiter voranschreitet, wenn wir nicht bald die Energiewende hinbekommen? Hier würde es vielen gut stehen, einmal über den Tellerrand der Heimatlandschaft zu schauen und die globalen und langfristigen Ziele im Blick zu haben.
Windenergieanlagen sind ein Symbol für Nachhaltigkeit, Innovation und Zukunftsfähigkeit. Aber selbst wenn man Windrädern keine positive Symbolkraft abgewinnen kann, muss man sich die Frage stellen, ob eine Konservierung der Landschaft mit den Ansprüchen unserer Zivilisation zu vereinbaren ist. Denn die Konsumgüter fallen nicht vom Himmel, der Müll löst sich nicht in Luft auf und die Energie kommt nicht einfach so aus der Steckdose. Wir benötigen Industrieanlagen, Mülldeponien und Kraftwerke. Und zwar auch vor der eigenen Haustür und nicht nur weit weg von uns. Es ist nicht glaubwürdig vertretbar, von den Vorzügen unseres Lebensstandards mit profitieren zu wollen, aber jeden dafür erforderlichen Eingriff in die Kulturlandschaft abzulehnen. Insbesondere dann nicht, wenn diese Eingriffe im Vergleich zu anderen noch am geringsten sind.
Das von der Landesregierung angestrebte Ziel, bis zum Jahr 2020 mindestens 10 % des Stroms im Land aus heimischer Windenergie bereit zu stellen, ist machbar. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, im Land rund 1200 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von je etwa 3 MW zu errichten. Jede Gemeinde ist dazu aufgefordert, im Rahmen ihrer topographischen Vorraussetzungen ihren Teil dazu beizutragen. Der Winderlass räumt den Gemeinden die Möglichkeit ein, Windvorrangflächen auszuweisen, um den Ausbau der Windenergie in bestimmten Bereichen zu konzentrieren und eine flächenhafte Streuung von Einzelanlagen („Verspargelung“) zu verhindern. Mit einer sachgerechten Planung ist die Auswahl von Standorten für Windenergie-Anlagen möglich, an denen einerseits genügend Wind vorhanden ist und andererseits die Eingriffe in Natur und Landschaft möglichst gering sind.
Auf der oben stehenden Karte der Verwaltungsgemeinschaft Überlingen-Owingen-Sipplingen ist die gelbmarkierte Fläche 3 mit einer Größe von knapp 200 ha, einer Windhöffigkeit von 5,75 bis 6,25 m/s (5,5 ist die Mindestertragsschwelle) und einem Abstand von mehr als 700 m zur Wohnbebauung die am besten geeignete Windvorrangfläche. Sie befindet sich auf dem überwiegend bewaldeten Höhenzug zwischen Nesselwangen und Owingen. Der Regionalverband (Verbund aus den 3 Landkreisen Bodensee, Ravensburg, Sigmaringen) hat diese Fläche zusammen mit etwa 40 weiteren Standorten in den 3 Landkreisen in die engere Wahl genommen. Hier könnte ein kleiner Windpark mit etwa 3 bis 6 Windrädern entstehen.
Hier ein Auszug aus der
Potentialkarte windhöffiger Waldflächen – 5,75m/s in 100m ü.Gr (PDF-file, 18MB):
Bitte beachten Sie auch die
Potentialkarte windhöffiger Waldflächen – 5,25m/s in 100m ü.Gr (PDF-file, 19MB).
Einmalig ist nicht nur unsere schöne Landschaft, sondern vor allem der verantwortungslose Egoismus einiger Entscheidungsträger hier in der Region (Energiewende ja – aber nicht bei uns!). Mit dem Argument der einmaligen Landschaft lehnen sie Windräder in unserer Region ab und gleichzeitig befürworten sie den Bau von neuen Umgehungsstrassen und Gewerbegebieten – was für eine Doppelmoral!
Aber die Entscheidung ist ja nicht gegen den Standort Nesselwangen gefallen, sondern gegen dessen Ausweisung als VORRANG-Standort, womit man die Chance gehabt hätte, dem Wildwuchs zu begegnen. Nun können wir ab 1. Januar 2013 überall in unserem Verwaltungsgebiet Windräder bauen, überall wo genug Wind weht und die gesetzlichen Mindestabstände eingehalten werden. Auf der weiter oben abgebildeten Karte kommt jetzt also nicht nur der gelbumrandete Standort in Frage, sondern 6 weitere Standorte …..